São Miguel – von Vulkanen, Meeressäugern und einem besonderen Abendessen

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Nach etwas über einer Stunde Flug, landen wir mit unserer kleinen Propellermaschine auf São Miguel. Gerade einmal 260 Kilometer Luftlinie von Pico entfernt, liegt die größte Insel der Azoren mit ihrer Hauptstadt Ponta Delgada.

Diese soll jedoch, nicht nur nach einigen Reiseführern zu urteilen, wenig zu bieten haben. Wir besuchen noch kurz die große Markthalle, kaufen so viel ein wie wir tragen können und fahren im Anschluss direkt weiter.

Immer entlang der Küste geht es über zahlreiche Serpentinen nach Povoação. Die Kleinstadt mit gerade einmal 6000 Einwohnern wird für die nächsten 10 Tage unsere Heimat sein, um möglichst viele Facetten der Insel zu erkunden. Unser Haus „Casa da Lomba“ liegt, wie der portugiesische Name bereits sagt, oben auf dem Hügel. Das bedeutet zwar, das man erst einmal 150 Höhenmeter mit bis zu 27% Steigung überwinden muss (anstrengend nach ein paar Getränken in der Bar), dafür haben wir aber auch eine Aussicht, die die Strapazen wieder wett macht.

Wanderparadies Azoren

In den ersten Tagen wollen wir zunächst die Trails auf der Ostseite der Insel erkunden. Schnell stellt sich ein Tagesrhythmus ein. Direkt nach dem Aufstehen gibt es dank Frühaufsteher Uwe bereits frischen Kaffe und ein vorbereitetes Frühstück. Gegen 10 Uhr schnüren wir dann die Wanderschuhe und Chauffeur Flo fährt uns zum Tagesziel.

Dank Sarah, die gefühlt alle Blogs und Reiseführer auswendig gelernt hat, finden wir meist recht zielstrebig die beeindruckenden Pfade durch dschungelgrüne Wälder, plätschernde Wasserfälle und am Ende noch ein Erfrischungsgetränk in Meeresnähe.

Neben den versteckten Aussichten in den Wäldern beeindrucken vor allem die großen Kraterseen, von denen es über die Insel verteilt mehrere gibt. Von den zweifarbigen Seen „Lagoa Azul & Verde“ im Westen bis zum hoch gelegenen „Lagoa do Fogo“ sind sie eigentlich immer einen Besuch wert. An vielen kommt man auf dem Weg über die Insel sowieso vorbei gefahren.

Ein Netz aus Wanderwegen und Aussichtspunkten durchzieht die gesamte Insel. So bleiben immer die Optionen am See eine mehrstündige Wanderung zu machen, oder einfach am Aussichtspunkt ein hopfenhaltiges Sonnenuntergangsgetränk zu konsumieren.

Vulkanische Aktivitäten

Auch wenn es auf São Miguel an sich keinen aktiven Vulkan mehr gibt, ist die Landschaft natürlich durch die drei schlafenden Riesen stark geprägt.

Das lässt sich bereits an der Fahrt durch Furnas oder einige andere Orte erkennen. Was hier schon von weitem dampft ist nicht der Grill oder die Gartenabfälle, sondern heißer, schwefelhaltiger Wasserdampf. Die nähere Umgebung der tiefen Löcher lässt bereits von der Farbe her auf den charakteristischen Schwefel schließen. Doch spätestens wenn der Wind dreht, bleiben keine Zweifel mehr.

Das Wasser blubbert hier mit bis zu 100°C aus dem Boden. Eine Hitze, die auch hin und wieder zum Kochen des traditionellen Fleischtopfes genutzt wird. Der große Topf wird dabei in der heißen Vulkanerde vergraben und einige Stunden später, gut durchgegart wieder hervor geholt.

Zum Baden bieten sich diese stark schwefelhaltigen Öffnungen eher nicht an. Dafür gibt es jedoch über die Insel verteilt mehrere heiße Quellen, die sich dafür vorzüglich anbieten. Teilweise gut im Wald versteckt finden sich 30-40°C heiße, kleine ganz natürlich beheizte Becken.

Nach einer längeren Wanderung sind die Bademöglichkeiten ein Segen. Bereits vom ersten Tag an gehört deshalb die Badehose stets zur Standardausrüstung unseres Wanderrucksacks.

Ein leichter Schwefel- bzw. Mineralanteil (z.B. Eisen) ist auch in diesem Wasser noch enthalten. Die heilende Wirkung lassen wir mal offen, eine ausführliche Dusche im Nachhinein ist aber auf jeden Fall empfehlenswert.

Wale und andere Meeressäuger

Von dem ganzen Trubel um die Vulkane abgesehen, sind die Inseln außerdem noch für ihre Lage mitten im Antlantik berühmt. Viele Schiffe rasten hier, und auch Seekabel fürs Internet führen hier vorbei.
Selbstverständlich gibt es eine große Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten in den Restaurants, aber auch andere Meeresbewohner kann man an den Küsten der Inseln gut beobachten: Wale und Delfine!

Über 25 verschiedene Arten der Meeressäuger, darunter Blauwale, Pottwale, Buckelwale und zig Delfinarten finden sich übers Jahr verteilt im Einzugsgebiet der Inseln.

Zweimal müssen wir unseren Ausflug aufs Meer wegen Sturm und Wellengang verschieben, bis es endlich klappt. Am Mittwoch stechen wir endlich in See und keine 20 Minuten später, sichten wir die ersten Finnen auf dem Wasser.

Wir nähern uns langsam und schon schwimmt eine ganze Schule „Gemeiner Delfine“ um uns herum. Anfangs etwas schüchtern, springen sie nach kurzer Zeit bereits aus dem Wasser und zeigen sich sehr zugänglich.

Was für diese Art von Delfinen im Mittelmeer wohl recht ungewöhnlich ist (dort sind sie zurückhaltend) ist im Atlantik recht normal. Das Verhalten, so erklärt uns der Meeresbiologe, ist also nicht nur von der Art sondern auch der Heimat und Umgebung abhängig.

Gar nicht so leicht mit der Kamera zu erwischen: Flipper & Friends.

Nach dieser Sichtung sind wir leider weniger erfolgreich. Auch wenn in einem Boot am Vormittag noch mehrere Pottwale gesichtet wurden, zeigt sich uns nichts.

Noch knapp zwei Stunden schippern wir vor der Insel herum, bis auf die charakteristischen „Gelbschnabel Sturmtaucher“ (diese Website ist nur mit Ton zu empfehlen) sehen wir jedoch nichts mehr.

Über die Einheimischen

Auch wenn bereits im letzten Blogbeitrag erwähnt, möchte ich noch einmal von den Einheimischen erzählen. Als wir eines Abends auf einen Absacker in eine kleine Hafenkneipe gehen, lernen wir dort Fernando, Toni und Octávio kennen.

Nach der ein oder anderen gemeinsamen Runde, erzählt uns Octávio das er heute einen ganzen Beutel Makrelen geschenkt bekommen hat. Spontan werden wir für den nächsten Tag zum Essen eingeladen. Toni bereitet uns die fangfrischen Fische auf traditionelle Art in der kleinen Küche des Lokals zu und wir verbringen einen sehr kurzweiligen und unterhaltsamen Abend, bei dem wir einiges über Povoação und seine Bewohner lernen.

Diese herzliche und offene Art ist uns auf der ganzen Insel begegnet! Trotz der zahlreichen Gäste, vor allem in den Sommermonaten, haben sich die Azoreaner ihre Gastfreundschaft beibehalten!

Danke für die tolle Zeit dir wir auf den Azoren erleben durften.


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