Schnee & Eis im Tal der Gesetzlosen

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01. Januar 2019, während es sich die meisten wohl nach der Silvesterparty auf der Couch gemütlich machen, mache ich mich auf den Weg in die Hohen Tauern. Es ist endlich wieder soweit: Das Raurisertal lädt zum Eisklettern. Gegen Nachmittag stelle ich das Auto am Parkplatz ab und komme nach einer knappen Stunde Aufstieg bereits auf der Sonnblickbasis an.

Dort warten bereits die wagemutigen Wasserfallkletterer vom DAV Hof mit einem Bier. Bereits seit ein paar Wochen verzeichnet die Webcam der Sonnblickbasis regelmäßige Zugriffe von uns. Und somit ist bereits klar, dass die Eisfälle dieses Jahr sehr gut dastehen. Diese Einschätzung wird uns auf der Hütte nochmals bestätigt. Dank der exzellenten Verpflegung können wir für den nächsten Tag noch reichlich Kalorien bunkern, bevor wir uns im Lager in den Schlafsack rollen.



Schneeschuhe? Könnten heute nicht verkehrt sein.

Kleinere Tiefschnee Passage auf dem Weg in den 1. Graben.

Doch bevor wir unsere frisch geschliffenen Pickel und Steigeisen ins Eis hauen können, müssen wir noch ein körperlich recht forderndes Problem lösen. Über Nacht gab es fast einen Meter Neuschnee, der zusammen mit dem bereits recht hohen Schnee im Tal versucht, uns von unserem Vorhaben abzubringen.

Knapp eineinhalb Stunden wühlen wir uns regelrecht durch das hüfthohe weiße Gold, bis wir endlich vor unserem Ziel stehen. Dem fast ebenso eingeschneiten Fall „Golling’s Cakewalk“, WI4.

Same procedure as last year? Gurt an, Steigeisen an, Eisschrauben sortieren, Seil einbinden und schon ist das erste vertraute „tock“ zu hören, als die Eisgeräte Halt finden.

Hinter dem Schnee findet sich dann auch das gesucht Eis… meistens.

Nach ein paar Routen gibt der Schnee in der Wand auf und präsentiert uns leuchtend blaues Eis (ein gutes Zeichen für die Haltbarkeit). Doch aus den Wolken bekommen wir den ganzen restlichen Tag weiterhin sehr viel Schnee ab.

Es vergeht ein schöner klassischer Eisklettertag, an dem ich auch prompt die neuen Eisschrauben im Vorstieg einweihen darf. Dazu ein Tee aus der Thermoskanne und einen Gipfelschnaps aus Michi’s Flachmann. Der Winter kann so schön sein.

Auf dem Rückweg sind unsere Spuren vom Morgen schon fast wieder verschwunden und wir dürfen uns nochmals den Weg durch den Graben bahnen. Dafür wartet auf der Hütte bereits die 80° heiße Sauna auf uns. Danke Herrmann!


Am zweiten Tag wird mir die Ehre zu Teil, den Weg zum Barabafall zu Spuren. Um das Wühlen durch den Tiefschnee noch etwas spannender zu gestalten, erzählt mir Benni von einem Loch, mitten auf dem Weg. Dank der Beschreibung können wir vermeiden, wie er bis zu den Schultern darin abzutauchen.

Der Barbarafall hält dieses Jahr fast 50 Meter gefrorenes Wasser zu unserem Vergnügen bereit. So verbringen wir auch diesen Tag mit Pickeln, Schneehöhle bauen und Fotografieren, im gigantischen Kühlschrank des Raurisertals.

Das ganz normale Standplatz-Chaos.

Am Abend füllt sich die Hütte mit noch mehr Kälte-Enthusiasten, sodass die Wirte alle Hände voll zu tun haben. Auch die Aufteilung von Gruppen und Eisfällen gestaltet sich recht kompliziert. Trotzdem findet sich schnell eine unbürokratische Lösung. Wir werden am nächsten Tag in den 2. Graben spazieren.

Dort hat sich der Eisfall Cascadi währenddessen nicht vom Fleck bewegt und wartet nur darauf, erklommen zu werden. Felix und ich wollen ihn nicht noch länger ausharren lassen und holen uns direkt zwei Routen durch das blaue Eis.

Übung macht den Meister.
Durch Mixed-Gelände, wie die Profis? Versuchen kann man es ja mal.

Auch unsere frisch vom Eisklettern begeisterten, Naemi und Jasmin, zeigen wie es geht und erklimmen alle drei von uns gesetzen Linien.

Noch bevor es uns am späten Nachmittag wieder komplett einschneien soll, machen wir uns auf den Rückweg. Die warme Supp’n auf der Hütte ist einfach zu verlockend.

Das ordentlich eingeschneite Tal vom Eisfall Cascadi, WI3+ aus gesehen.

Nach vier bzw. fünf Tagen müssen wir das Tal leider auch schon wieder verlassen und begeben uns zurück in das durch den Schnee ausgelöste Verkehrschaos. So ruhig und abgelegen wie im Tal wird es jetzt länger nicht mehr.

Danke für die tolle Zeit, wir werden zurück kehren!


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