„Gomera? Da wohnen doch die Hippies, oder?“, fragt mich der Sicherheitsbeamte am Flughafen Frankfurt. „Eh, ja, wir gehen zum Wandern“ entgegne ich ihm, während ich mir überlege, worauf er damit wohl hinaus will.
Tatsächlich ist Gomera aber vor allem für diese beiden Dinge bekannt. Die 370m² große Insel ist vulkanischen Ursprungs und ca. 400km vom afrikanischen Festland entfernt. Durch das subtropische Klima ist die Landschaft extrem vielfältig. Von kargen, felsigen Bergen über den durchwachsenen Nebelwald bis in die fruchtbaren Täler wird einiges geboten.
Wir landen bei 25°C auf Teneriffa und setzen noch am Nachmittag mit der Fähre auf die kleine Nachbarinsel über. Durch die längere Anreise und wenigen Strände zieht die Insel auch im Gegensatz zu Teneriffa weniger Touristen an. Die meisten kommen zum Wandern.
Vom Hafen der Inselhauptstadt San Sebastián brauchen wir nochmal über eine Stunde mit dem Auto bis nach Valle Gran Rey.
Das Valle Gran Rey ist einer der beliebtesten Orte auf der Insel. Er beheimatet unter anderem einen Großteil der deutschen Aussteiger Gemeinde. Deutsch ist im Valle bereits eine inoffizielle zweite Amtssprache.
Unverkennbar merkt man den Einfluss auch an den zahlreichen deutsche Geschäften. Beim deutschen Bäcker gibt es beispielsweise Brezen und Streuselkuchen.
Die meisten Gomerianer leben vom Tourismus, Landwirtschaft spielt nur zum Eigenbedarf eine Rolle.
Durch das subtropische Klima ist die Insel vor allem ein Paradies für Wanderer. Der Nationalpark Garajonay bedeckt ca. zehn Prozent der Insel und steht als Weltnaturerbe unter dem Schutz der UNESCO. Mehrere hundert Kilometer Wanderwege durchziehen die gesamte Insel und zu großen Teilen auch den Nationalpark.
Mit dem Auto machen wir uns auf den Weg nach Arure. Über zahlreiche Serpentinen und einen Tunnel geht es von der Küste über das Tal bis ins auf 825m gelegene Bergdorf. Von hier starten wir unsere Wanderung.
Der Weg beginnt zwischen den, an die steilen Flanken gebauten Steinhäusern. An Rande des Tals finden sich überall kleine Terrassen, auf denen Bananen, Datteln und Gemüse angebaut wird.
Vorbei an einem ausgetrocknetem Stausee geht es nach wenigen Kilometern hinein in den Nationalpark. Die Landschaft verändert sich schlagartig. Von einer kahlen und dünn bewachsenen Heide führt der Weg direkt in den Wald des Garajonay Parks. Es ist sofort erkennbar, dass der Mensch hier keinen Einfluss auf die Natur nimmt. Überall liegen verwachsene Bäume und Sträucher umher und jede Pflanze versucht für sich selbst noch an ausreichend Licht zu gelangen.
Als wir den Kamm überschreiten und auf der anderen Seite noch einmal tiefer ins Gehölz hinab steigen, wird uns sofort eindrücklich der Name Nebelwald dargelegt.
Durch die an den schroffen Bergen aufsteigenden feuchten Passatwinde, entsteht sehr häufig auch ein sogenannter Passatnebel, der den Wald mystisch erscheinen lässt. Die Feuchtigkeit und geringen Hitzeschwankungen während des Jahres tun der Flora auf der Insel definitiv gut. Auf Gomera befindet sich der größte zusammenhängende Lorbeerwald Europas.
Nach einer kurzen Rast treten wir den Rückweg an und beenden unsere 13 Kilometer lange Runde durch den Nationalpark. Das Wegenetz auf Gomera ist fantastisch ausgebaut, die Wege sind ausreichend gut beschildert und wohl jeder Wanderer wird mit einer passenden Route fündig werden.
Die besagten Hippies trifft man am ehesten in der sogenannten „Schweinebucht“ am südlichen Ende von Valle Gran Rey an. Hier gibt es einen großen gemeinschaftlich genutzten Garten.
Alternativ lädt das tägliche Trommelspiel zum Sonnenuntergang am Playa oder die Feuershow am kleinen Strand Richtung Hafen dazu ein, sich für einen Moment mitnehmen zu lassen.
Um ins Gespräch zu kommen eignet sich die Veranstaltung aber eher weniger. Auf einem meiner Läufe zum Wasserfall von El Gura konnte ich kurz mit einem jungen Schweden plaudern. Er kam vor sechs Wochen nach Gomera und verkauft nun selbstgemachte, vegane Energieriegel an wandernde Touristen. Eine Abreise hat er vorerst nicht geplant.
Nicht nur auf der Insel wissen Menschen, Tier und Pflanzen das milde Klima zu schätzen. Auch das Meer beheimatet zahlreiche Tierarten. Wir versuchen eine Bootstour zu machen, können jedoch wegen zu starkem Wind nicht ablegen. Vor der Küste tummeln sich zahlreiche Delfine und Wale. 23 verschiedene Arten wurden in den letzten zwanzig Jahren gesichtet. Sogar Blauwale tauchen hin und wieder vor der Küste auf. Leider bekommen wir keine Chance sie zu sehen.
Ehe wir uns versehen ist eine Woche auf den Kanaren auch schon wieder vorbei. Unseren letzten Tag verbringen wir, wie könnte es anders sein mit einer ausgedehnten Wanderung, bevor wir noch einmal am Strand die angenehmen 25° und ein kühles Getränk genießen.
Hasta luego, Gomera!
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