Die letzte Bergfahrt war schon wieder einige Wochen her, zusammen mit Timo ergab sich ein freies Wochenende, und das Wetter spielte auch noch mit: also ab in die Berge!
Wir ließen uns durch einige „Alpen Seven Summits“ Besteigungen inspirieren und so ergab sich als Ziel der Großglockner, welchen wir im letzten Jahr eigentlich schon mal angehen wollten.
Freitag, Feierabend und ab ins Auto. Sechs Stunden später kamen wir in Kals am Großglockner an. Als Basislager sollte uns das Lucknerhaus auf 1920m dienen. Ein große Hütte, direkt am Einstieg zum Großglockner Normalweg. Nach einem kurzen Absacker ließen wir uns auch schon in die Schlafsäcke fallen. Immerhin gab es für den nächsten Tag große Pläne.
Um acht Uhr konnte es dann nach einem kurzen Frühstück und dem Sortieren der Ausrüstung endlich los gehen. Hochmotiviert legten wir die ersten 900 Höhenmeter bis zur Stüdlhütte in kürzester Zeit zurück, nur unterbrochen durch einen schnellen Espresso auf der Lucknerhütte, die auf dem Weg lag.
Auf 2801m genossen wir dann erst einmal ein zweites Frühstück, um die Energiereserven vor dem Gletscher noch einmal zu füllen. Dann ging es richtig los.
Angeseilt und mit Steigeisen kämpften wir uns den bereits gespurten Gletscher nach oben. Mehre Kilometer zogen sich Schnee und Eis und machten vor allem Timo etwas zu schaffen, der durch sein Studium etwas aus dem Training war. Ca. 100m unter der höchsten Hütte Österreichs musste dann nochmal etwas gekraxelt werden, bis wir kurz nach 13 Uhr die Herzog-Johann-Hütte auf 3450m ü.N.N. erklommen.
Moment, kurz nach 13 Uhr? Wir hatten ja den ganzen Tag noch vor uns. Etwas überrascht von unserem schnellen Aufstieg entstand bei mir eine Idee. Bereits in den Großglockner Tourenbeschreibungen liest man von dem schmalen Grat auf den Gipfel auf dem sich oft die zahlreichen Seilschaften stauen. Der Großglockner ist als höchster Berg Österreichs durchaus beliebt. Von einigen entgegen kommenden Bergsteigern wurde uns dies bereits bestätigt und so überlegte ich mir den Gipfel noch am heutigen weniger überfüllten Nachmittag zu machen.
Timo war von der Idee eher weniger begeistert und setzte sich gemütlich auf der Hütte ab. Es lag also an mir, ob ich die letzten 300 Höhenmeter, die mir einiger Kletterei im 2. Grad verbunden war alleine bewältigen wollte.
Da meine Kondition noch gut war entschloss ich es zu versuchen.
Der weitere Weg führte noch einmal über einen gespurten Pfad über den Gletscher, bis er ca. 150 Höhenmeter über der Hütte auf den Gipfelgrat führte. Bis dahin kam ich sehr gut voran, doch jetzt musste ich erstmals eigene Erfahrungen mit dem „Stau am Berg“ machen. Zahlreiche Seilschaften kraxelten aneinander vorbei, sowohl auf- als auch absteigend. Ein ziemliches Chaos an Steigeisen und Seilen. Glücklicherweise wurde genug Rücksicht genommen und das Warten beschränkte sich auf ca. eine halbe Stunde.
Die Kletterei am Grat war fantastisch. Bedeckt mit leichtem Schnee und ziemlich exponiert fanden sich doch zahlreiche gute Griffe und auch die Steigeisen fanden zwischen Eis und Schnee einen optimalen Halt. Ich fühlte mich sicher in dem Gelände und wollte es bis zum Gipfel schaffen. Die größten Schwierigkeiten machten tatsächlich die vielen verschiedenen Seilschaften denen es auszuweichen oder diese zu überklettern galt.
Nach ca. einer Stunde am Grat stand ich endlich am Gipfel. Der höchste Berg Österreichs war bezwungen. Und das auch noch alleine.
Die Uhr sagte mir 14:30. Das hätte ich mir bei der Tourenplanung noch nicht vorstellen können. Doch meine Freude hielt sich noch stark in Grenzen. Geglückt war die Besteigung erst wenn ich auch wieder unverletzt nach unten kam. Doch dazu musste ich erstmal wieder an den Seilschaft vorbei. An einigen davon bin ich gerade erst vorbei gekraxelt.
Doch der Abstieg lief entspannter als befürchtet und auch die bergauf kniffligen Kletterstellen konnte ich sicher überwinden. In nur einer Stunde ging es zurück zur Hütte. Was für ein Erlebnis.
Der Hüttenabend verlief nach dieser Anstrengung mal wieder ganz ruhig. Flüssigkeit tanken, Energiespeicher mit Spaghetti Bolognese auffüllen, ein (paar) Bier trinken und das wahnsinnige Panorama genießen.
Um 21:30 war für uns dann nur noch eines wichtig: Hüttenruhe.
Nach einer entspannenden Nacht (oder eben so entspannt wie eine Nacht auf dreieinhalb tausend Meter im Lager mit 20 Bergsteigern eben sein kann), wurden wir um sechs Uhr morgens vor einem Sonnenaufgang geweckt, der bereits vom Hüttenfenster aus die Lust auf den Gipfel steigerte. Diesen galt es heute noch einmal zu bezwingen, schließlich wollte Timo ja nicht ohne Gipfel wieder ins Tal absteigen.
Nach einem Nutellabrot und einem schwarzen Kaffee legten wir uns den Klettergurt und die Steigeisen an und gegen 7 Uhr brachen wir bei bestem Wetter erneut Richtung Gipfel auf. In einem guten Tempo brachten wir die Schneefelder hinter uns und fanden uns am Einstieg zum Grat wieder. Hier wurde wieder angeseilt und wir nahmen Rudolf mit in unsere Seilschaft, der alleine unterwegs war. Auf dem Gipfelgrat waren zahlreiche Stangen angebracht, mit denen wir uns gegenseitig vor dem Absturz sicherten.
Bis auf den Vorgipfel, den Kleinglockner klappte die Kletterei wunderbar flüssig, doch am Engpass hinüber zum Großglockner staute es sich gewaltig. An die 10 Seilschaften waren in beide Richtungen unterwegs und es entstand ein gefährliches Klima aus ungeduldigen Überhol-Aktionen. Durch die vielen, teilweise unsicher kletternden Gipfelstürmer fühlte ich mich plötzlich deutlich unsicherer als noch am Tag zuvor.
Nach einer anstrengenden Stunde schafften wir es jedoch endlich bis zum Gipfel. Die Aussicht hätte besser nicht sein können und unser Seilschaftsgast zeigte uns die bekannten Gipfel wie Watzmann oder die Dolomiten mit den drei Zinnen am Horizont.
Lange verweilten wir jedoch nicht, um zügig vor den anderen Seilschaften wieder abzusteigen. Der Rückweg verlangte uns nochmal einiges an Gedult ab, doch um kurz nach 11 Uhr konnten wir zurück bei der Herzog-Johann Hütte gemütlich Brotzeit machen.
Den schwierigsten Teil unserer Tour hatten wir damit hinter uns gebracht. Es folgte der langwierige Abstieg von 3454m auf 1920m ü.N.N, welchen wir in knapp 3 Stunden hinter uns brachten. Eine kurze Pause auf der Stüdlhütte ließen wir uns jedoch nicht entgehen um noch einmal auf unsere erfolgreiche Besteigung des höchsten Gipfels Österreichs anzustoßen.
Ein Wochenendabenteuer der besonderen Art.
- Gipfel: Großglockner
- Strecke: 20 Kilometer
- Höhenmeter: 2000
- Gehzeiten: 7 h (1. Tag), 5,5 h (2. Tag)
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