Klettern im Schweizer Granit – volle Platte

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Das man in der Schweiz unglaublich schöne Berge und damit natürlich unendliche Möglichkeiten zum Klettern findet ist wohl jedem Bergsteiger sowie Nicht-Bergsteiger klar.

Doch meist brachte die lange Anfahrt mich dann doch dazu, Routen in Deutschland und Österreich zu wählen. Bis jetzt. Beim Sportklettern im Frankenjura habe ich eine Einladung nach Freiburg und eben zu einem Klettertrip in die Schweiz bekommen. An einem Samstagvormittag im August geht es dann zum ersten Mal mit Günther auf dem Beifahrersitz und einiges an Kletterausrüstung im Kofferaum über die Schweizer Pässe auf 2429m. Unsere Ausgangshöhe für die kommenden Tage.

 

 

Ab auf die Platte

 

Da es am Vorabend noch geregnet hatte, nutzen wir den Vormittag erst einmal zur Orientierung. Wir erkunden die Passhöhen des Grimsel- und Furkapasses und Günther zeigt mir die markantesten Gipfel und Routen.

Nach einer kurzen Jause steigen wir am Nachmittag in die erste Route ein. Der Engeliweg bietet mit dem Grad V+ einen perfekten Einstieg in die Plattenkletterei. Nach schnellen fünf Seillängen erreichen wir bereits das Ende der Route. Die Granitplatten sind gewöhnungsbedürftig, bereiten aber im niedrigen Schwierigkeitsgrad noch keine großen Probleme. Ich würde die Kletterei als spannend bezeichnen.

 

 

Da wir noch gut drauf sind wollen wir die Route Siebenschläfer (sieben Seillängen, 7+) noch anhängen. Wir befreien auch zügig die erste Seillänge, indem wir eine ziemlich steile und glatte Platte queren. Ich bekomme einen Eindruck was es bedeutet herausfordernde Platten zu klettern.

In der Mitte der zweiten Seillängen kommen wir ins stocken. Es geht nochmals über eine steile Platte, bevor ein kleiner Aufschwung folg. Direkt unter dem Aufschwung läuft jedoch noch Wasser die Platten herunter. Verdammt.

Nass können wir die Platte nicht queren. Günther versucht die Platte technisch zu queren, doch der Aufschwung ist nicht machbar.

 

das Wasser läut noch die Platten herunter, hier kommen wir freikletternd nicht weiter
wir kehren die Richtung wieder um, es geht abwärts

 

Am Abend stellen wir unser Zelt am Furkapass auf. Wir kochen und sogar eine Flasche Wein findet sich noch. Ein perfekter Ausklang des ersten Klettertags in der Schweiz.

 

 

Chli Bielenhorn

 

Der nächste Tag beginnt zum Sonnenaufgang. Nach einem Frühstück und zwei Espresso machen wir uns auf den Weg zum Chli Bielenhorn. Der 2940m hohe Berg ist knapp zwei Stunden von unserem Basislager entfernt und bietet zahlreiche Aufstiege in verschiedenen Schwierigkeitsgraden.

Alleine der Weg dorthin ist ein Genuss. Wir wandern über einen Gletscherbach und haben stets den Blick auf Gletscher und 3586 hohen Galenstock zu unserer linken. Nach der Sidelen-Hütte kommen wir zum Wandfuß. Nach einer kurzen Orientierung finden wir auch schon den Einstieg.

 

 

Wir steigen in die Route Novemberträumli ein. Acht Seillängen bis zum Grad VII- warten auf uns. Wir klettern fünf bis sechs sehr schöne, entspannte Seillängen. Der Granit ist sehr kompakt und griffig. Trotzdem versteigen wir uns im oberen Bereich der Route und seilen bereits etwas vor dem Ausstieg ab.

 

Zurück am Einstieg wartet bereits eine kleine Jause auf uns. Nach der kurzen Rast gehen wir noch etwas weiter. Über den Rand des Gletschers gehen wir zum Hannibal-Turm. Der etwa 200m hohe, freistehende Turm bietet zahlreiche Plaisir-Routen. Gut abgesichert und mit moderater Schwierigkeit sind die Routen ein echter Genuss.

 

Günther am Fuße des Gletschers, im Hintergrund der markante Hannibal-Turm

 

Wir wählen den Klassiker am Hani-Turm, die Route Conquest of Paradise (6SL, VII-). Die Seillängen sind fantastisch. Wir steigen im Wechsel vor und ich freue mich über die abwechslungsreiche Kletterei. Von einer kleinen Platte geht es vorbei an einem Quarz-Riss und mitten durch einen fingerbreiten Granit-Riss wieder zu einer flachen Platte.

 

zufrieden mit unserer Kletterei am Standplatz nach der vierten Seillänge

 

Vier Seillängen werden von uns problemlos durchstiegen bevor wir aufgrund der weit voran geschrittenen Uhrzeit zurück zum Furka-Pass kehren.

Ich gehe noch einen kurzen Umweg über die Hütte, bei der ich meine vergessene Wasserflasche wieder einsammle, dann lassen wir den Abend verdient im Zelt ausklingen. Nudeln mit Tomatensoße schmecken selten so gut wie im Daunen-Schlafsack nach einem langem Klettertag.

Wieder stehe ich zum Sonnenaufgang auf. Es lohnt sich…

 

 

Letzer Anstieg

 

Am dritten Tag wollen wir noch eine letzte Route Klettern, bevor wir den weiten Rückweg antreten. Wir haben zwar nur wenig Zeit, wählen aber trotzdem eine Route mit zehn Seillängen. Die Route Foxy am Grimselpass ist das Beispiel für Plaisir-Routen im Schweizer Granit. Der Klassiker fordert uns nur bis zum fünften Schwierigkeitsgrad und ist ordentlich mit Sicherungen ausgestattet. Man kann ihn wirklich genießen. Wir brauchen gerade einmal sechs Minuten pro Seillänge und sind demnach in gerade einmal einer Stunde am Gipfel. Wahnsinn.

 

 

Mit diesem Gipfelselfie endet der erste Klettertrip in der Schweiz. Wir fahren mit vielen neuen Plänen wieder in die Heimat.

Danke an Günther für die tollen Eindrücke ins Granitklettern!

 

 


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