Erneut zu Besuch beim Kaiser

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Es ist mal wieder Freitagabend und gemächlich folge ich im Licht der Stirnlampe dem Weg zur Gruttenhütte. Selbe Uhrzeit, gleicher Ort, nur drei Monate nach unserem letzten Versuch, den Kopftörlgrat am Wilder Kaiser zu klettern.

Seit uns im Mai der Schnee von der Route abgebracht hat und wir vom Grat abgeseilt haben, planen wir eine Revenge. Aktuell ist es deutlich wärmer, noch im T-Shirt erreichen wir unser Biwak etwas oberhalb der Hütte. Überdacht von Millionen Sternen.

 

 

Mit dem festen Entschluss den Grat morgen zu Ende zu Klettern, fallen wir in die Schlafsäcke. Bzw. ich in den warmen Daunenschlafsack und Basti in die dünne Kunstfaser Hülle. Er wollte mal wieder etwas Gewicht sparen. Das Kilo extra hat sich jedoch gelohnt, und so starte ich etwas ausgeruhter als mein Bruder in den Sonnenaufgang.

 

 

Noch im Schlafsack liegend gleiche ich die beiden mitgebrachten Topos mit dem Grat ab und erkenne nach einigen Minuten auch schon unseren Fehler vom letzten Versuch. Viel zu früh sind wir oben auf den Grat geklettert. Die Route führt zunächst einige hundert Meter nebenan im steilen Schutt und Gras zum Einstieg. Der Weg wäre uns bei den Schneemengen nicht in den Sinn gekommen.

Zuversichtlich verstauen wir unsern Biwak-Rucksack und machen uns mit leichtem Gepäck auf zum Kopftörl.

Wieder geht es über das weite Schotterfeld, doch natürlich sind wir dieses Mal deutlich schneller. Gegen halb 9 erreichen wir die markante Spalte, die den Beginn der Route markiert.

 

 

Von dort an geht es, wie voraus gesehen über einen mehr, meistens aber weniger sichtbaren Pfad zum ersten Turm. Noch ohne Seil überwinden wir die II-er Kletterstellen, bis wir hinter dem ersten Turm endlich einen Bohrhaken finden. Jetzt kann’s los gehen!

 

 

Traditionell übernehme ich den Vorstieg und bahne mir den Weg durch den Fels. Haken finden wir nur zwei bis drei pro Seillänge. Nicht das die Kletterei schwer wäre, doch der niedrige Schwierigkeitsgrat verleitet einen allzu gerne dazu, an allen möglichen Stellen nach oben zu steigen und so die ursprüngliche Route wieder zu verlassen. Irgendwie finde ich aber doch nach 30-60 Metern immer wieder einen Standplatz. Hin und wieder geht es eben auch ohne Haken.

Das Wetter meint es etwas zu gut mit uns und bereits nach zwei Stunden kommen wir in der prallen Sonne ganz schön ins Schwitzen. Doch wir sind dieses Mal wirklich entschlossen. Eine Tafel Manner Schnitten liefert die Energie für die Schlüsselstelle am vierten Turm.

 

 

Nun folgen noch zwei einfache Seillängen, die wir am laufenden Seil zügig überwinden. Durch einen kleinen Kamin überwinde ich nach knapp fünf Stunden die letzten Höhenmeter, bevor mir Basti, gesichert am Gipfelkreuz, folgt.

Das ist er nun: der Ellmauer Halt auf 2344m.

 

 

Klettersteig ins Biwak

Für den Abstieg nehmen wir den berühmten Gamsgängersteig und kommen sehr zügig wieder zurück zum Biwak.

Die Sonne und die doch zahlreichen (1400) Klettermeter fordern langsam ihren Tribut. Aufgrund der noch frühen Uhrzeit gönnen wir uns ein Nickerchen. Als ich aufwache und erneut die Wettervorhersage checke, schaut diese leider für den Abend immer noch nicht besser als am Vortag aus.

Also teilen wir uns die letzte Wasserflasche und steigen ab. Im Tal kommen wir langsam wieder zu Kräften. Eine Cola und ein Croissant für den Anfang, Kasnocken, Gröstl und Weizen für die restliche Regeneration.

 

 

Eigentlich haben wir uns aufgrund des aufziehenden Gewitters schon auf eine unbequeme Nacht im Auto eingestellt, als mein Handy vermeldet, doch noch einen Schlafplatz gefunden zu haben.

Hans ist ebenfalls Couchsurfer und bietet uns ganz spontan an, auf seiner Couch im Nachbarort Scheffau zu nächtigen. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen, und stehen eine Stunde später mit einem Sixpack in seiner Tür. Der Ausgang des Abends ist hiermit besiegelt.

 

Nochmal in die Vertikale

Trotzdem starten wir gegen 9 Uhr, jedoch nicht ohne mit Hans gefrühstückt zu haben, um doch noch in eine Route einzusteigen. Das Wetter hat sich erholt und den Sonntag mitten im Kaiserreich wollen wir nutzen.

Wir steigen in einer Stunde zur Multerkarwand Richtung Scheffauer auf und kurzerhand in die Route Kunterbunt ein. Die erst 8 Jahre alte Neuroute im VI Schwierigkeitsgrad bietet über 320 Meter sechs Seillängen zum genießen.

 

 

In der Schlüsselstelle erwarten uns, von einem Wasserfall geformte Rillen, die die Kalkplatte ganz gut kletterbar machen. Trotzdem sind die Bewegungen recht ungewohnt und ich bin froh am Standplatz anzukommen.

 

 

Abwärts geht es dann zügig. Durch unser Doppelseil kommen wir mit nur zweimal Umsteigen wieder in der Ebene an.

Spätestens beim Abstieg macht sich der kleine Muskelkater vom Vortag dann doch bemerkbar. Doch auf der Heimfahrt und im Büro lässt sich dieser wieder gut auskurieren.

 

Bis zur nächsten, langen Route am Kaiser!


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