Flug in den Morgenstunden

Veröffentlicht in: Paragliding, Trekking | 0

Es ist 05:30 Uhr. Seit einer Stunde schon kann ich nicht mehr richtig schlafen, also stehe ich auf. Ich nehme mir den fertig gepackten Rucksack und starte die Tour eine Stunde früher als geplant. Über die Inntalautobahn geht es nach Telfs.

Schon seit über einem Jahr fehlt auf dem Blog eine Kategorie zu meinen neuen Lieblingstouren: Hike & Fly. Auf einen Berg wandern und mit dem Gleitschirm hinab fliegen. Hier ist sie.

Auf dem Parkplatz lege ich direkt noch eine zweite Jacke an. Frostige -2°C hat es im Tal. Am Berg wird es sicher nicht wärmer sein, zumindest nicht ohne Bewegung. Ein kurzer Blick auf die Karten-App. Aha, es gibt hier einen kürzeren Weg, also los.

Wer verläuft sich nicht gerne um 6 Uhr morgens in der ersten halbe Stunde der Tour. Die Karte der App war mal wieder ein Reinfall und ich gehe noch 15 weitere Minuten querfeldein bis ich dann doch wieder auf dem Forstweg lande. Zumindest ist es jetzt wärmer.

Die App hat noch weitere Tipps auf Lager, von denen ich mich aber fortan nicht mehr beeindrucken lasse. Noch eine weitere Stunde geht es auf dem „Normalweg“ durch den Wald, bis der Weg durch ein trockenes Flussbett weiter nach oben verläuft.

Auf 1600m ist es Zeit für eine weitere Abkürzung. Dieses Mal kommt der Tipp jedoch von Matthias, einem Flieger aus Telfs. „Isch zwor a bissal steil aber sparst da mega viel Zeit. Steil is geil!„. Klingt doch vielversprechend, also geht es direkt über die Schotterpiste nach oben. 450 Meter auf 1km Weg, so geht’s voran.

Als ich die Wetterspitze erreiche, kommt die Belohnung fürs frühe Aufstehen. Ein Bilderbuch-Sonnenaufgang über dem Inntal.

Der weitere Weg ist nicht weniger steil, führt aber dafür relativ direkt hoch zum Grat. Die Bergbewohner sind auch schon wach.

Der Wind macht einen guten Eindruck und kommt wie vorhergesagt schwach aus Süd-Westlicher Richtung. So einen Wind brauche ich heute zwingend zum Starten, sonst geht es zu Fuß wieder hinab.

Der Blick sucht mittlerweile ständig nach geeigneten Startplätzen und analysiert das Gelände. Schnee hat es trotz der späten Jahreszeit noch relativ wenig. Es gibt einzelne vereiste Stellen, ich bereue es jedoch nicht die leichten Laufschuhe gewählt zu haben.

Nach etwas über 2,5h stehe ich endlich auf dem Grat. Rechts von mir das Inntal, links das Gaistal und im Hintergrund deutlich sichtbar, die eingeschneite Zugspitze. Was für ein Blick.

Die letzten Meter zum Gipfel sind fix überwunden. Schnell trage ich mich noch ins Gipfelbuch ein, etwas Nervosität ist nicht zu leugnen. Geht es doch jetzt an den wichtigsten Teil der Tour: Der Start.

Trotz des etwas auffrischenden Windes entscheide ich mich knapp unterhalb des Grates auf 2433m nach Süden zu starten. Sollte der Wind noch stärker werden, breche ich ab.

Doch soweit kommt es nicht. Ich lege das Gurtzeug an, breite den Schirm aus und brauche einige Versuche bis ich ihn richtig in den Wind bekomme. Mehrfach verweht es mir den Schirm und ich muss nochmal Leinen sortieren. Das sieht online immer eleganter aus!

Ich bekomme es hin und fühle mich sehr erleichtert als mich der Schirm ganz ruhig vom Grat trägt. Jetzt heißt es genießen!

20 Minuten lang segle ich an der Hohen Munde vorbei, über Gämse, Bäche und Wälder. Dieses Freiheitsgefühl: einfach unbeschreiblich.

Die Landung: nur noch Formsache. Was für eine Tour. Dank Gleitschirm bin ich noch um zehn Uhr zurück für den ersten Kaffee.


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